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Buddhismus und Jesus

 

Was im Buddhismus interessant ist: Es werden manche Aussagen des christlichen Glaubens verständlicher. So zum Beispiel die Aussage der Kenosis (Phil 2) oder auch die, dass wer sein Leben liebt, es verlieren wird. Nur mit anderer Intention. Während der Buddhist die „Leere“ sucht, sucht der Christ sich auf Christus hin zu „verlieren“.

Anders als in der jesuanischen Versuchungsgeschichte will Mara Buddha davon abhalten, seine Lehre zu verkündigen; Buddha hebt sich, anders als der historische Jesus, stark selbst hervor: Mein ist Glauben, die Kraft ist mein; Weisheit ist bei mir gefunden. Wunderschön vermag ein japanischer Prediger und Schriftsteller Amida-Buddha mit Christus verweben, so, dass die Sehnsucht des Menschen erfüllt wird (Althaus u.a.: Die Weltreligionen und das Christentum, 1928, 12). Darin zeigt sich jedoch der große Unterschied zwischen Christentum und Buddhismus: Der Buddhismus sucht sich, um die menschliche Sehnsucht zu stillen, überall etwas zusammen, wohl alle Reichtümer, die sich Menschen im Laufe der Jahrhunderte ausgedacht haben. Das Christentum ist abhängig vom historischen Jesus, dem Christus – und muss sich sozusagen mit ihm zufrieden geben, weil er der Sohn Gottes schlechthin ist. Buddhisten haben die spirituellen Reichtümer – Christen sind die, die den Weg der Liebe Gottes haben.

 

Der buddhistische Magier meint, er könne durch Verbindung mit dem Allgeist auch alles beherrschen. Aber gerade darin ist auch die Nähe zwischen dem Jesusbild der Evangelien und dem Buddhismus erkennbar: Jesus ist derjenige, der die Dämonen bezwingt, der Gedanken lesen kann, er beherrscht die Naturgewalten usw. Vielleicht kann er auch als einer angesehen werden, der mit ca. 30 Jahren erweckt/erleuchtet wurde, und vielleicht kann sein Geist als die Anwesenheit eines Boddhisattvas angesehen werden: obwohl fern, ist er anwesend. Freilich steht dieses Jesusbild in der jüdischen Tradition, die auch bei Elia/Elisa erkennbar wird, und hat nichts Buddhistisches. Nur ist hieran das erkennbar, was sich der Mensch ersehnt: Er will Negatives beherrschen.

Von hier aus kann Jesus auch von Buddhisten von einem Teil seines äußeren Erscheinungsbildes als ein buddhistischer Weiser eingeordnet werden. Der Unterschied ist der, dass Jesus Gott seinen Spielraum lässt und Magie keine Rolle spielt (Mantras usw.), sondern dass er vollmächtig handelt. Auch ist er nicht ein wiedergeborener, sondern der Ein(zig)geborene usw. – und von daher ist sein ethischer Anspruch ein immens anderer, ebenso seine Zukunftsperspektive wie auch sein Ausgangspunkt. Jesus geht es nicht um Überwindung des Leids durch Erwachung, sondern um die Verkündigung des Kommens Gottes. Die Überwindung des Leids im buddhistischen Sinn ist individuell, die Gottesherrschaft ist sozial - freilich finden wir diesen sozialen Ansatz intensiv bei Ashoka.

 

Das bedeutet:

Man kann einzelne Parallelen herauspicken und somit Gemeinsamkeiten erkennen. Doch ist das Gesamtbild ein ganz anderes als das eines buddhistischen Weisen. So geht es nicht um Auslöschung des Selbst durch Verbindung mit dem "Allgeist" – wobei diese Selbstauslöschung ja immer noch das Selbst im Blick hat, das ein harmonisches/ausgelöschtes Leben erlangen will –, sondern um Verminderung des irdischen Selbsterhaltungstriebes, wenn es um der Nachfolge willen sein Leben hingibt. Die Verbindung der Glaubenden mit Jesus Christus besteht nicht in der Verbindung mit einem irdischen Menschen/Weisen/Guru, sondern mit dem Auferweckten, von Gott Beglaubigten. Es geht auch nicht um die Verbindung irgendeiner meiner Energien mit Gottes Energie, sondern Gott selbst wird durch seinen Geist meine Energie. Wobei freilich zu beachten ist: Buddha ist nicht Gott – weil die Götter nicht so viel wert sind, wie ein Erwachter. Götter haben die Erwachung noch vor sich. Von daher ist es wohl für manchen Buddhisten keine Besonderheit, wenn Jesus als Gott bezeichnet wird, da es nur eine Stufe unter vielen auf dem Weg zum Nirvana ist.

 

Die Handlungsanleitungen gelten im Buddhismus dazu, das Selbst zu bezwingen und nicht, um den anderen zu schützen, sich ihm gegenüber positiv zu verhalten. Ausgenommen die Mitleidsregel. Doch stellt sich die Frage: Auch sie ist wohl von dem Versuch der Selbstbezwingung her zu interpretieren, und gilt somit nicht, weil der andere einen großen Stellenwert hat. Interessant ist nur: Warum wollte Buddha missionieren? Hat der Versucher Mara hat eigentlich den Buddhismus besser begriffen als Buddha. Ich sehe Ashoka als den großen Menschen an, der als Herrscher sein Volk und nicht das Individuum im Blick haben musste - und von daher sozial aktiv wurde.

 

Es sieht so aus, als sei nicht allein die Vorstellung vom Boddhisattva Umformung aus christlichen Einflüssen, sondern z.B. auch der Amida-Buddhismus (12. Jh.) oder andere Intentionen, die Buddhas in der Transzendenz anwesend sein lassen und dann einen der Buddhas materialisiert. Könnte hier die Nestorianische Kirche erkennbar werden, die seit ca. 350 in Indien Fuß zu fassen begann? Ist der Apostel Thomas, der im ersten Jahrhundert nach Indien gekommen sein soll, hier greifbarer? Trimondi, der den Buddhismus auch von seiner nichtfriedfertigen Seite darstellt, sieht eher den Manichäismus auf bestimmte buddhistische Ansätze auswirken:

http://www.trimondi.de/Lamaismus/Krieg-4-Gewalt.htm